Im Jahr 1632 wurde die Druckerei Augustin in Glückstadt gegründet. In Fachkreisen weltberühmt wurde die Druckerei als sie sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Druck „fremder Sprachen“ spezialisiert, darunter u.a. Chinesisch, Arabisch, Tibetisch, aber auch Runen oder Keilschrift. Erst in den 70'er Jahren konnte das Erbe des Buchdrucks nicht mehr fortgesetzt werden. Seitdem stehen die Maschinen mit tausenden von „fremden“ Schriftzeichen wie unberührt in der schönen alten Druckerei am Fleeth. Ein faszinierendes, bisher leider noch nicht zugängliches Gebäude, welches schräg gegenüber des Detlefsen-Museums zu finden ist. Nach Jahren des Verfalls und des Vergessens, ist man nun bemüht, die Druckerei als kulturelles Denkmal zu retten.
„Zwiebelfische“ sind in der Druckersprache Bleilettern, die in einem falschen Setzkasten geraten sind. Jimmy Ernst, Sohn des Malers Max Ernst und der jüdischen Kunsthistorikerin Lou Straus, die schon auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in Paris lebten, war auch so ein „Zwiebelfisch“, der bei der Familie Augustin 1935 Unterschlupf fand. Diese nahm den 15-jährigen trotz massiver Anfeindungen als Schriftsetzerlehrling bei sich auf. Nur dank ihrer Hilfe konnte Jimmy 1938 in die USA auswandern, wo er bis zu seinem Tod als Künstler lebte.
Der Schatz der Fremdsprachendruckerei ist heute noch vorhanden. Ein sog. Chinesischer Satzzirkel, den es weltweit nur in der Setzerei Augustin gibt, wurde für die Ausstellung restauriert und aus den Räumen der Druckerei ins Museum gebracht. Fotografien von Candida Höfer, die sie 2009 eigens von der Druckerei machte, von August Sander und Wols sowie historische Aufnahmen aus dem Archiv von J.J. Augustin begleiten den Satzzirkel. Auf den 52. Norddeutschen Filmtagen in Lübeck erhielt der Film zwei Norddeutsche Filmpreise 2010, für „beste Dokumentation“ und „beste Filmmusik“.
Detlefsen Museum
im Brockdorff-Palais
Am Fleth 43
25348 Glückstadt
Mi. 14 - 17 Uhr
(Juni bis August 14-18 Uhr)
Do. bis Sa. 14-18 Uhr
So. 14-17 Uhr
www.detlefsen-museum.de
Fotos: mit freundlicher
Genehmigung des
Detlefsen-Museum Glückstadt